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17.03.2021

Digitales Vorstellungsgespräch – unbedingt vorher üben

Martin Schmidt Gross an seinem Arbeitsplatz Martin Schmidt Gross an seinem Arbeitsplatz privat

Die Zwischenzeugnisse sind in diesem besonderen Schuljahr gerade verteilt worden. Nun geht es für viele Jugendliche in Richtung Bewerbung. Sozialpädagoge Martin Schmidt-Gross gibt Tipps für das digitale Vorstellungsgespräch – Download Pressemitteilung.

„Jugendliche sind heute meist mit dem Smartphone unterwegs und sie benutzen dabei ganz selbstverständlich Videotelefonie mit ihren Freunden. Dabei achten sie aber zum Teil auf ganz andere Dinge als Personalverantwortliche bei Unternehmen“, weiß Martin Schmidt-Gross. Der 48-jährige Sozialpädagoge, der mittlerweile für die Bezirkssozialarbeit in München arbeitet, hält bei der JOB Dachau üblicherweise jedes Jahr zusammen mit Lucia Tröger den Vortrag „Der große Auftritt – Bewerbung – Vorstellung – Entscheidung“. Nach der coronabedingten erneuten Absage gibt er auf diesem Weg Tipps für das digitale Vorstellungsgespräch.

Einige Dinge sollten beachtet werden, bevor sich junge Leute überhaupt bewerben. Zum Beispiel brauchen alle eine seriöse E-Mail-Adresse. Statt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sollte sie nach dem Prinzip Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! aufgebaut sein. „Ich weiß, wovon ich rede“, schmunzelt Martin Schmidt-Gross. „Das Thema E-Mail-Adresse kommt jedes Jahr wieder beim Check von Bewerbungsmappen auf der JOB Dachau.“ Er rät außerdem, das aktuelle Zwischenzeugnis, einen kurzen Lebenslauf und Bescheinigungen über bereits absolvierte Praktika oder Ehrenämter einzuscannen und unter einem seriösen Dateinamen abzulegen. Also „Ehrenamtsbescheinigung-Rotes Kreuz-Hubert Maier“ statt „Zettel vom BRK“ und „Zwischenzeugnis Hubert Maier-März 2021“ an Stelle von „Wichtig für Bewerbung“.

Holschuld bei Bewerbungs-Plattformen

Lehrstellen im handwerklichen Bereich werden oft nach absolvierten Praktika vergeben. „Der Kontakt zu den Unternehmern läuft dort meist ganz klassisch: Anrufen und fragen, ob man sich persönlich vorstellen darf“, erklärt Martin Schmidt-Gross. Allerdings werden auch handwerkliche Ausbildungsplätze bei größeren Unternehmen über Online-Plattformen vergeben. So wünscht sich beispielsweise die Deutsche Bahn, dass sich schon Praktikanten über die Karriere-Plattform bewerben und dort ihre Unterlagen hochladen. „Man sollte sich genügend Zeit dafür nehmen um zu schauen, was man dort überhaupt einstellen soll. Dann lädt man auch nur diese Unterlagen hoch.“ Außerdem sollte man regelmäßig auf der Unternehmens-Plattform kontrollieren, ob man eine Nachricht erhalten hat. „Da gibt es eine absolute Holschuld seitens der Interessenten.“ Bei den Online-Plattformen beobachtet Martin Schmidt-Gross allerdings einen leicht rückläufigen Trend. Mehr Unternehmen lassen nun auch wieder eine Initiativ-Bewerbung per E-Mail zu.

In jedem Fall sollte man digitale Vorstellungsgespräche, die sich aus Bewerbungen ergeben, unbedingt vorher üben. „Jugendliche gehen gerne in private Videochats, wenn ihre Freunde in der Nähe sind. Die sind dann womöglich im Video zu sehen und sie sind auch nicht still, sondern feixen vielleicht herum. Das muss man unbedingt vermeiden“, betont Martin Schmidt-Gross. Für beruflich wichtige Gespräche sollte man sich am besten allein in einen Raum zurückziehen, in dem man nicht abgelenkt wird.

Nicht zu viel Privates preisgeben

„Dabei sollte man in diesem Raum nicht zu viel Privates von sich preisgeben. Das Foto von der Oma im Bücherregal ist nicht so schlimm, aber das Riesenposter vom Rapper an der Wand weckt bei der Personalabteilung einer Firma womöglich falsche Ideen“, weiß der erfahrene Sozialpädagoge. Am besten sei es, einen neutralen Hintergrund zu wählen.

Auch einen Dresscode gibt es bei Videogesprächen mit Personalverantwortlichen. „Zieht euch so gut an, als wenn ihr dort persönlich vorbeikommen würdet“, rät Martin Schmidt-Gross den Jugendlichen. „Ein Bewerbungsgespräch in Jogginghose und T-Shirt geht gar nicht.“ Überhaupt rät der Fachmann dazu, professionelle Video-Calls zu üben. Etwa in die Kamera zu schauen und nicht auf den Bildschirm. Das mache vor allem am Laptop einen großen Unterschied. Wer das Gespräch am Smartphone führt, sollte es gut befestigen, zum Beispiel auf einem speziellen Ständer, damit das Bild nicht dauernd wackelt. Freunde und die Eltern können bei den Vorbereitungen unterstützen, indem sie eine ehrliche Rückmeldung geben und Verbesserungen vorschlagen. Nach einiger Vorab-Übung wirken die Jugendlichen erfahrungsgemäß ziemlich „echt“. Dann heißt es nur noch: Tief durchatmen und den nächsten Schritt in Richtung Ausbildungsplatz gehen.

Text: Gabriele Riffert / AK SchuleWirtschaft Dachau

Weitere Tipps

  • Das Programm, über das das Online-Gespräch laufen soll, muss rechtzeitig installiert sein. Mittlerweile gibt es eine größere Auswahl: Skype, Zoom, MS-Teams, Cisco-Webex Meet, Jitsi etc. Die Firma entscheidet, welcher Kanal benutzt wird. Diesen Kanal vorher testen.
  • Man braucht eine geeignete Ausstattung für Online-Besprechungen: Kamera, Mikrophon und eine stabile Internet-Verbindung. Video-Calls funktionieren bei gutem WLAN am besten über Laptops, Tablets und Smartphones, weil dort Kamera und Mikrophon bereits eingebaut sind.